In Managua können wir unser Gepäck schon mal im Hotel abgeben. In 5 Nächten sind wir wieder dort. Egal, was uns auf Big Corn Island erwartet, auf das Camino Real freuen wir uns jetzt schon.
Anschließend geben wir die Autos wieder ab. Das dauert seine Zeit. Unser Gefährt hat uns nicht im Stich gelassen, aber es sieht auch nicht mehr taufrisch aus. Die gesamte Motorhaube hat sich abgesenkt. Das fällt besonders auf, da wir zwei Autos desselben Modells haben.
Am Domestic Airport warten wir in einer winzigen Halle. Wir können direkt auf die Landebahn sehen von der wir nur durch eine Schiebetür getrennt sind. Das Flugzeug ist klein und wird in Bluefields zwischenlanden. Es fühlt sich alles an wie in einem Bus. Anders kommt man nicht leicht nach Bluefields. 87 Kilometer nach Bluefields kommt Corn Island. Das ist die kürzeste Strecke die man wohl mit dem Flugzeug zurücklegen kann.
Auf Corn Island ist gerade ein Gewitter heruntergekommen und es ist sehr schwül. Auf dem nicht befestigten Parkplatz werden C., D. und I. von einem Hotelshuttle abgeholt. Wir suchen uns ein Taxi.
Bis vor etwa 10 Jahren hat es auf Big Corn Island keine Autos gegeben. Nun ist die Plage da, denn die Autos sind Klapperkisten. Viele sehen sogar so aus, als wenn sie schon mal ausgebrannt sind. Sie stinken und sind laut.
Es gibt keine Straße zu unserem Hotel. Wir fahren direkt über den Strand.
Unser Hotel ist ein wenig schäbiger als erwartet. Unser Zimmer ist eng und karg. Die Klimaanlage rappelt so laut, dass wir sie kaum anschalten können. Das Bad ist aber in Ordnung. Morgens bei Flut ist unser Zimmer vielleicht 15 Meter vom Meer entfernt. Am Abend führt eine dicke Ameisenstraße quer über unser Bett.
Manchmal kommen Taxis vorbei und halten nach Fahrgästen Ausschau. Da hinter unserem Hotel eine Felsenspitze die Rundumfahrt der Insel unmöglich macht, hält sich das Verkehrsaufkommen in angenehmen Grenzen.
Auf der Insel gibt es nicht viel zu tun. Nach einem 2 stündigen Rundgang hat man alles gesehen. Also heißt es eher abhängen und im Meer schwimmen. Wir können sogar zum Hotel unserer Mitreisenden schwimmen.
In der Abenddämmerung muss man ein wenig Einschränkungen hinnehmen. Nun sind die bocanes ("Grossmäuler") aktiv. Das sind winzige Mücken, die nicht stechen, sondern Stückchen aus der Haut beißen. Das brennt tierisch. Auf der Überfahrt von Ometepe nach San Jorge haben wir Leute gesehen, die völlig aufgekratzte und entzündete Haut hatten. Das galt es zu vermeiden.
Big Corn Island ist sehr schön. Am Strand gibt es tolle Häuser, eine Straße weiter zusammengewürfelte ärmliche Baracken. Oft riecht es nach Benzin. Der Flughafen soll in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Dann sollen die Amerikaner direkt auf die Insel fliegen können. Das wird der Untergang. Eine 10 qkm große Insel ...
Im Norden der Insel war das Meer unruhiger und viel mehr Kraut wurde an das Ufer geschwemmt. Am Hafen essen wir etwas und hören einer lustigen Truppe Insulanern zu. Allesamt Originale. Lautstärke und Lebendigkeit der Männer sind beeindruckend.
Die Menschen hier sind ganz anders als die Nicas. Sie haben keine Indio-Wurzeln, sondern sind Nachfahren von Sklaven. Auch die Aussprache des Spanischen ist anders als auf dem Festland. Man käme wohl nicht darauf in Nicaragua zu sein.
Ohne großen Tagesinhalt verbringen wir die Zeit. Eine Mattigkeit überfällt einen auf Schritt und Tritt. Dösen geht immer. Im Buch kommt man auch nicht voran.
Am Abreisetag holt uns wieder das Taxi ab und liefert uns beim Flughafen ab.
Ohne Zwischenstopp geht es in 2 Stunden nach Managua zurück. Unser Gepäck wird wie an einer Garderobe mit Zetteln gekennzeichnet und nach denen sucht man auf dem großen Gepäckhaufen auf dem alles geworfen wurde. Wie immer kommt in solchen Situationen nicht die beste Seite der Menschen zum Vorschein.
Nun setzt die Wehmut ein. So viel haben wir erlebt und nun ist es nur noch eine Nacht. Und die wenigstens im Camino Real. Leider müssen wir so früh aufstehen, dass wir das tolle Frühstück nicht mehr genießen können.
Der Flug nach Houston war ganz okay. In der Halle wo die Pässe kontrolliert werden ist es wieder übel. Viel zu lange Wartezeiten. Leute die Transit reisen, müssen Nerven aus Stahl mitbringen. Wahrscheinlich ist das der Test ob man ausrastet. Drei Schalter für Hunderte oder gar Tausende Passagiere. Zum Glück ist unsere Aufenthaltszeit großzügig, obwohl man sie natürlich nicht mit diesem Schwachsinn verbringen möchte. Der Gipfel der Demütigung ist das Einchecken für den nächsten Flug. Hier geht es zu wie auf dem Viehmarkt. Und alle machen mit. Ätz!!
Unser Flug hat Verspätung. Es werden Essensgutscheine ausgegeben. Als wir an der Reihe sind, kommt die Durchsage, dass das Flugzeug nun doch bald startet. Auf einen 10 Stunden Flug zu warten ist keine Freude, da der Flug auch keine Erlösung bringt.
Dann geht das Gedränge wieder los. Der Übergang zum Alltag muss bei so einer Reise wahrscheinlich über eine gewisse Stufe an Realität gehen.
Im Flugzeug wieder die üblichen Unruhepatienten. Man möchte am liebsten nach vorne und hinten schlagen.
Als wir in Frankfurt Flughafen ankommen, sind wir 25 Stunden unterwegs. Und nun kommt die Bahnfahrt. Mit Brezeln bewaffnet fahren wir S-Bahn nach Mainz und dann mit dem IC weiter nach Süden. Um uns herum wird unnützes Zeug geplappert. Das ist nach der anstrengenden Reise noch schwerer auszuhalten.
Mit letzter Kraft besteigen wir das Taxi nach Hause. Der Taxifahrer macht Smalltalk und vermutet die Niagarafälle in Nicaragua. Aber was soll's?
Wir sind wieder da. Es war toll.