Am Abreisetag reizen wir den Platz im Auto voll aus: 5 Personen mit komplettem Gepäck. Das macht Spaß bei den Straßen.
Ich fahre. An einer Wasserkuhle ist Schluß. Auch mit Aussteigen aller Mitfahrer liegen wir zu tief. Also kehre ich um und wir bekommen die ungeplante Gelegenheit noch einen Abstecher zum Playa Gigante zu machen.
Die Einfahrt musste erst gefunden werden. Die Straße sah wieder nicht so aus, als ob sie irgendwo hin führte. Vorbei an Hütten, Sträuchern und über Stock und Stein.
Kurz vor dem Ort wird es besser.
Zum Essen lassen wir uns in einer Strandbar nieder. Hier ist der touristische Ansatz bereits zu spüren. Alles ist auf das Meer ausgerichtet.
Nach 2 Stunden machten wir uns auf den Weg nach Rivas.
Die Straße war holprig und man musste geschickte Manöver fahren. Am späten Nachmittag kamen wir an. M. und T. holten uns aus dem Hotel Misión ab und wir gingen in das Pollo Palace essen. Der Chinese am Hauptplatz hatte noch nicht geöffnet, wäre aber die bessere Wahl gewesen.
Nach dem Essen, das mittelmäßig war, gingen wir durch die dunklen Straßen. Durch den Gebrauch der Taschenlampe konnten wir die tiefen Löcher sowohl in der Fahrbahn als auf dem Bürgersteig umgehen.
Im Hotel hatten wir ein anderes Zimmer als zuvor. Aber wir hatten wieder nur 4 Stunden Ruhe für den Schlaf. Morgens war man gerädert, das Frühstück blieb weiterhin mittelprächtig.
M. holte uns ab. Wir machten einen Ausflug an den Nicaraguasee. Gegenüber von Rivas (eigentlich San Jorge) liegt die Insel Ometepe. Auf dieser erheben sich zwei Vulkane, der Concepción und der Maderas. Der eine ist mit trockener Vegetation, der andere mit Regenwald bedeckt.
Wir freuen uns sehr bald auf der Insel unterwegs zu sein. Schon der Anblick aus der Ferne ist beeindruckend. Über dem größeren Concepción befindet sich immer eine Wolkenhaube.
Am See herrscht starker Wind. Wir kehren daher in das Restaurant Gran Diamante weiter hinter dem Strand ein. Hier sitzt man schön unter Bäumen. Das Manko: es gibt einen angeketteten Affen. Er kann sich zwischen ein paar Bäumen bewegen, aber es ist dennoch kein erfreulicher Anblick.
Dass es nur noch wenige Stunden zur Hochzeit ist, merkt man niemandem an. Alle sind froh, dass die Kirche nur wenige Meter vom Hotel entfernt ist, denn die festliche Kleidung mit festem Schuhwerk will niemand besonders lange vorher anziehen. Die anschließende Feier findet ebenfalls in unserem Hotel statt.
An der Kirche trudelten nach und nach die Gäste ein. Die Damen in Cocktailkleidern und mit (sehr) hohen Absätzen.
Eine Sängerin soll die Zeremonie begleiten. Ihr Schuhwerk ist besonders beeindruckend. Während der spanischsprachigen Trauung fiel besonders das Wort matrimonio ("Ehe") auf. Es wurde mehrere Dutzend mal vom Pfarrer gemurmelt. Im Ganzen war der Ablauf weniger steif, als in Deutschland. Die Verwandten liefen vor und hinter das Brautpaar um zu fotografieren. Da alle Türen wegen der Hitze offen stehen, weht ein heißer Wind durch die Halle.
Nach der Trauung geht die Prozession ins Hotel. Den ganzen Tag wurde schon an allen Ecken und Enden gestrichen und geputzt. Der Termin stand seit Monaten fest, aber die Lässigkeit gebot, die Kerzenleuchter erst am Vormittag weiß anzustreichen. So konnte man mit ein wenig Glück noch einen Farbstreifen abbekommen als Andenken.
Als das Essen angerichtet ward, stürmen alle an die Ausgabe. Wir hatten ein Buffet erwartet und wollten nicht wie die Geier los. Man ahnt es; als wir an der Reihe waren, gab es fast nichts mehr. Es sollte auch nichts mehr nachgelegt werden. Auch wenn mehr im Vorfeld bestellt worden war, war jede Diskussion zwecklos.
Plötzlich wurde verlautet, dass die Feier nur bis 23 Uhr gehen könnte. Als ob die Nachbarschaft je nach dieser Uhrzeit ruhig gewesen war. Dieser Versuch, schnell nach Hause zu kommen, wurde von den munter werdenden Gästen ignoriert und die Feier ging bis 2 Uhr.
Als die letzten Verwandten den Platz vor unserer Zimmertür geräumt hatten, konnten wir schlafen. Vielleicht kann man eine bessere Formulierung finden und sagen: Der Körper gab für einige Stunden auf.
Am Morgen ist die ruhigste Zeit. Alle hängen in den Seilen. Gegen 11 Uhr (!) kommen M. und T.
Wir wollten uns eigentlich Rivas genauer ansehen, aber auf Stadt hat keiner richtig Lust. So kramt M. in seinem Gedächtnis und findet einen schönen Ort mit einem sanften Wasserfall, wo man sogar baden kann. Also auf geht's!
Dass die Fahrt nach La Maquina 1 1/2 Stunden dauern wird, war nicht ganz klar geworden. So fuhren wir scheinbar endlos noch übermüdet zum Zielort. Nach 90 Kilometern waren wir im Centro Ecoturístico La Máquina.
Wir saßen eine Weile am Wasser und entspannten.
Nach der Rückfahrt haben wir erst mal keine Lust auf Gesellschaft. Wir gehen in das Chop Suey; ein chinesisches Restaurant, dass es seit mehr als 50 Jahren in Rivas gibt (!). Wir sind ganz begeistert, denn das ist richtig exotisch.
Nach dem Essen holen wir unsere Flasche Wein, die wir in Managua gekauft hatten und setzen uns in den Innenhof des Hotels.
Am Morgen heißt es Abschied nehmen. Nach Rivas werden wir nicht mehr zurückkommen. Mit einem freudigen und einem traurigen Gefühl verlassen wir die Stadt und machen uns auf den Weg zu unserer Silvesterunterkunft.
Da M. und T. noch einige Dinge erledigen mussten, fahren wir zum Hotel voraus.
Das Personal vom La Mar Lake Resort ist völlig überfordert. Zwar nach internationalem Hotelschick gekleidet, hat die Dame an der Rezeption keine Ahnung was sie machen soll. Wild wird in den Büchern und Zetteln geblättert. Wild wird erklärt. Kein Wort Englisch, obwohl das Hotel einem ehemaligen Baseball-Profi gehören soll, der in den USA Geld gemacht hat.
Das letzte Mittel ist M. und T. anzurufen und ihnen die Verhandlungen zu überlassen. Dafür, dass man bei fast allen Hotels nur mit Anzahlung reservieren kann, ist der Vorgang jedes Mal eine Überraschung.
Unser Zimmer muss nachgeputzt werden. In der Toilette kleben undefinierbare Reste von irgendwas.
In den Bilderrahmen mit verblichenen Fotos, die schon Aquarell-Charakter haben, türmen sich die Insektenleichen. Das Zimmer riecht wie ein Toilettenstein. Am liebsten würden wir die Flucht antreten. Die Nacht kostet 100$.
Wir schlagen das Angebot unseren Abend in diesem Hotel zu verbringen aus und fahren nach San Juan del Sur. Hier wissen wir worauf wir uns einlassen. Zum späteren Abend wollen wir wieder zu den anderen zurückkehren um den Jahreswechsel zusammen zu erleben.
Im La Mar gibt es keine Festlichkeit. Keine Gäste, nur drei Jugendliche wurden engagiert und machen mit einer selbst gebauten Soundanlage so viel Lärm, dass man kein Wort mehr versteht. Darüber hinaus sorgen sie alle 10 Minuten für einen Stromausfall. Dann verstummt der Lärm schlagartig und das Hotel liegt im vollkommenem Dunkel dar. Wir hoffen darauf, dass sich die Drei bald verziehen werden.
Um 23 Uhr kommt der Typ von der Bar und meint, wir sollen noch was bestellen, er wolle Feierabend machen. WAS? Ja, er wolle auch feiern, zu Hause. Klar!
Wir lassen uns in aller Eile einen Kasten Bier, ein paar Flaschen Wein und Rum, sowie einen Kübel Eiswürfel geben. Darauf nimmt er großzügig Trinkgeld. Anschließend schaltet er das Licht im Restaurant aus und wir saßen auf der Terrasse im Schummerlicht. Der tosende Wind bleibt. Die Jugendlichen bringen wir mit Bier von ihrem Lärm ab. Sie bauen irgendwann ab und sind nicht mehr zu sehen.
Zum Glück gibt es einen windschiefen Kickertisch und einen ebenso unebenen Billardtisch. Da kann man zum Profi werden.
Wir sind dann so abgelenkt, dass wir erst 8 Minuten nach Mitternacht bemerken, dass das neue Jahr angefangen hat.